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Betriebsreportage: Familie Berger, Grub, Saalbach

Mit viel Einsatz und Konsequenz in der Pinzgauer Zucht erfolgreich. Gute Euteranlagen, korrekte Fundamente und Entwicklungspotenzial verkörpern die Kühe am Grubhof. Die Produktionszweige Milchmast und Aufzucht von Jungochsen bieten Potenzial für eine Vermarktungsalternative bei männlichen Kälbern.

Josef und Eveline Berger führen mit Sohn Josef jun. und dessen Lebensgefährtin Susanne den Grubhof in Saalbach, mit Tochter Theresa ist die nächste Generation schon im Anmarsch.

 

Landwirtschaft und Tourismus eng miteinander verbunden
Der Grubhof in Saalbach ist ein Bergbauernbetrieb und liegt auf einer Seehöhe von 1050 m. Am Grubhof sind die Betriebszweige Landwirtschaft und Gastwirtschaft eng miteinander kombiniert. 
Familie Berger bewirtschaftet 33 ha Mähfläche, 52 ha Almfutterflächen und 20 ha Hutweiden. Etwa zwei Drittel der Mähflächen sind dreimähdig, die restlichen Flächen sind ein- und zweimähdig. Der Großteil der Flächen ist mit den Bergbauerngeräten Motormäher, Metrac und Transporter bewirtschaftbar, teilweise ist es möglich mit dem Traktor die Rundballen zu pressen.  Ein Teil der Flächen muss händisch bearbeitet werden.
30 Milchkühe und 60 Stück Jungvieh der Rassen Pinzgauer, Fleckvieh und Holstein werden am Betrieb gehalten. 90 % der Rinder werden der Rasse Pinzgauer zugeordnet. Weiters sind noch 15 Tauernschecken- und Pfauenziegen, Isländer und Schweine am Betrieb.
Die Milchkühe werden in Kombinationshaltung gehalten, 2010 wurde dafür das bestehende Stallgebäude von 1985 auf 30 Kuhplätze erweitert und eine Abkalbebox für sechs Kühe errichtet. 2013 erfolgte ein Zubau eines Laufstalles für 26 Kalbinnen mit Hochboxen, davor waren die Kalbinnen am Zulehen. 2018 wurde ein Kälberstall für 15 entwöhnte Kälber, die in einem Tiefmiststall untergebracht sind, neu errichtet. Auf der Alm wurde 2007 ein neuer Laufstall mit Tiefliegeboxen, Schrapperentmistung und einem 2x3er-Fischgräten-Melkstand gebaut. 

Die Milchleistung der Milchkühe liegt bei knapp 7.500 kg Milch bei 4,1 % Fett und 3,4 % Eiweiß.
Eine ausgeglichene Fütterung für die Milchkühe ist das Ziel, damit der Energie- und Eiweißbedarf der Kühe gedeckt ist. Jährliche Futtermittelanalysen des Grundfutters unterstützen die Berechnung der Ration. Die Kühe erhalten eine Grundfuttermischration, die aus 65 % Silage, 20 % Heu und 15 % Maissilage besteht. Ein Pellon-Fütterungsroboter, der seit 2012 im Einsatz ist, befüllt sich bei einem stationären Mischwagen und verteilt fünfmal täglich für jede Kuh das Grundfutter und die individuelle Menge an Fertigkraftfutter.

Almwirtschaft als bedeutender Faktor 
Die Alm- und Weidewirtschaft spielt am Grubhof eine wichtige Rolle und bildet eine bedeutende Futtergrundlage für die Rinder. Die Milchkühe weiden von Anfang Mai bis Anfang Oktober auf der eigenen Gruberalm, die auf 1250 m liegt. Diese vielen Weide- und Almtage beeinflussen das Tierwohl positiv, erfordern aber funktionelle Kühe, die weidetauglich sind. Die Almflächen werden in Koppeln unterteilt und regelmäßig mit der auf der Alm anfallenden Gülle gedüngt. Die Jungrinder sind von Anfang Mai bis Mitte/Ende Oktober auf der Gruberalm und der höher gelegenen Brandalpe. 

Neue Wege in der Vermarktung von männlichen Kälbern
Um die Kälber besser vermarkten zu können, wurden in den vergangenen zwei Jahren am Betrieb neue Absatzwege gewählt. Gut bemuskelte Pinzgauer Stierkälber werden teilweise direkt an Bauern verkauft oder es werden Ochsen-Fresser produziert. Die Ochsen-Fresser werden derzeit noch verkauft, es ist aber zukünftig angedacht, dass auch Ochsen direkt am Betrieb gemästet werden, wenn freie Plätze verfügbar sind. 

Alle Pinzgauer-Kälber mit Red Holstein-Einkreuzung und schwächer bemuskelte Pinzgauer Kälber werden auf ein Lebendgewicht von etwa 110 kg gemästet und als leichte Milchkälber vermarktet.
Die Neuorientierung der Absatzwege wurde gewählt, weil einerseits die Kälber in Salzburg geschlachtet werden und nicht exportiert werden müssen und andererseits der Milchpreis nicht zufriedenstellend ist. Mit der Unterstützung vom Land Salzburg und der Teilnahme an dem Qualitätsverbesserungsprogramm QPlus Rind mit dem Modul Kälbermast ergibt sich kein finanzieller Nachteil.
Seit 2016 werden am Betrieb Milchmastkälber produziert, zu Beginn lediglich für den Eigenbedarf und die Direktvermarktung. Ab Herbst 2019 wurde dieser Anteil stetig erhöht. In den vergangenen zwölf Monaten wurden acht leichte Milchkälber produziert. Im Durchschnitt waren die Kälber bei der Schlachtung 54 Tage alt und erreichten ein Schlachtgewicht kalt von 60 kg. 4 Kälber wurden in die Handelsklasse R, 4 Kälber in die Handelsklasse O eingestuft. Bei der Fettklasse wurden die Kälber in die Klassifizierung 2 eingestuft. Die Fleischfarbe lag bei 3,4 im Schnitt.
Die Mast der Kälber erfolgt mit warmer Vollmilch. Die Kälber werden zwei Mal täglich getränkt und erhalten so viel wie sie trinken können, manche Kälber steigern sich auf bis zu 15 Liter täglich. Etwas Heu und Stroh wird zugefüttert, damit sie die nötige Rohfaser, die sie brauchen, erhalten.
Die Kälber, die in die Fresseraufzucht gehen, erhalten dieselbe Aufzucht wie die weiblichen Tiere und werden mit etwa 6 bis 8 Wochen kastriert und je nach Bedarf enthornt. 
Für die Direktvermarktung und sämtliches Rind- und Kalbfleisch, das im Gastronomiebetrieb gebraucht wird, werden jährlich sechs Rinder (Kühe, Kalbinnen oder Stiere) und zwei bis drei Milchmastkälber im Ort geschlachtet. Sehr positive Rückmeldung der Kunden und Gäste gibt es dabei immer für die sehr gute Fleischqualität des Pinzgauer Rindes.
10 bis 15 weibliche Tiere sowie zwei bis drei Zuchtstiere werden jährlich über den Vermarktungsstandort Maishofen versteigert. 

Korrektes Exterieur, Leistungsbereitschaft und gute Melkbarkeit als Ziele in der Zucht
Die Pinzgauer Zucht spielt am Grubhof schon seit jeher eine bedeutende Rolle. Etwa die Hälfte der Pinzgauer sind reinrassig, die zweite Hälfte sind Pinzgauer mit Red Holstein gekreuzt. Auch das Schauwesen nimmt einen hohen Stellenwert für Familie Berger ein. Interessant sind Schauen vor allem, um sich mit anderen Betrieben vergleichen zu können und zu sehen, wo man in der Zucht steht.
In der Reinzucht ist Familie Berger wichtig, dass die Kühe problemlos sind, eine gute Leistung und gute Inhaltsstoffe haben. Das Exterieur ist für Familie Berger ein wichtiges Kriterium. Breite, harmonische Kühe mit guten Euteranlagen und feinen Fundamenten sehen sie als idealen Pinzgauer Typ.
In der Kreuzungszucht sind milchbetonte Kühe mit einem korrekten Exterieur und hohen Milchmengen das Zuchtziel. Zukünftig wird bei den Pinzgauer x RH der RH-Anteil aufgrund der höheren Milchmengen und der Vermarktungsnachfrage in Maishofen wieder etwas erhöht werden.

Für Familie Berger sind die Pinzgauer Rinder aufgrund ihrer funktionellen Eigenschaften für unsere Bergregion ideal. Die Zuchtarbeit direkt am Betrieb macht die Zucht dieser Rasse so spannend und besonders. Zuchtfortschritte und der Erhalt der Rasse hängen von jedem Pinzgauer Zuchtbetrieb ab, denn jeder kann einen Beitrag leisten. Die Pinzgauer Rinder sind eine sehr umgängliche Rasse mit gutem Charakter und einer sehr guten Melkbarkeit, somit macht die tägliche Arbeit mit ihnen viel Freude.
Am Betrieb wird neben der künstlichen Besamung auch ein Natursprungstier für die Belegung eingesetzt. Aktuell ist der Stier MEINGOLD – ein Maltus-Sohn aus der bekannten Kuh DUNKL (V.Rank) vom Betrieb Gerhard Innerhofer, Einödberg im Einsatz. In der künstlichen Besamung kommen geprüfte Vererber und Teststiere zum Einsatz, gesextes Sperma wird ebenfalls eingesetzt.

 

Bewährte Linien, Besamungsstiere und deren Stiermütter am Grubhof
In der Reinzucht dominieren am Betrieb fünf Linien (M, K, D, A, R). Die interessanteste und sicherste Vererbungslinie hinsichtlich Exterieurs, Milchmenge und Inhaltsstoffe ist die D-Linie. Aus dieser Linie kommen viele Schaukühe, der Positiv-Vererber FALL und der in diesem Jahr verfügbare Teststier FABIUS. Bei Teststier STARMOR, der ebenfalls neu als Teststier verfügbar ist, ist die D-Linie auf der Vaterseite über die Kuh DOLLY zu finden. Die kapitale Schaukuh DOLLY (V.Rat) wurde 2015 Bundessiegerin und verbuchte bei der Länderschau 2018 einen Gruppenreservesieg. DOLLY besticht neben ihrer Exterieurbewertung 8-7-9-9 vor allem mit ihren hohen Zuchtwerten (GZW 136), ihrer guten Milchleistung und ihren Fitnessmerkmalen. Aktuell ist sie in ihrer 8. Laktation und weist eine Lebensleistung von 68.000 kg Milch bei 4,09 % Fett und 3,39 % Eiweiß auf. Ihre Ringo-Tochter DORA, die Mutter von Teststier FABIUS, überzeugt ebenfalls mit ihrer Stärke im Exterieur, sehr guten Euteranlagen und korrekten Fundamenten. Bei zwei abgeschlossenen Laktationen weist sie eine durchschnittliche Leistung von 6.500 kg Milch, 3,96 % Eiweiß und 3,45 % Fett vor. Ein GZW von 126 lässt auch von ihr positive Nachkommen erwarten. 

Der Grundstein für die A-Linie wurde 2014 mit dem Kauf des Kalbes ALMERIN (V. Morus) vom Betrieb Ferdinand Oberhollenzer, Krimml gelegt. Diese milchbetonte Ausnahmekuh besticht mit einer guten Milchleistung, sehr hohen Inhaltsstoffen und auch einem korrekten Exterieur. Die Höchstleistung in der fünften Laktation mit 8.965 bei 4,24 % Fett und 3,54 % Eiweiß zeigt die Produktivität dieser Reinzuchtkuh. Mit einem GZW von 120 ist ALMERIN züchterisch auch sehr interessant. Teststier STARMOR stammt aus dieser Kuh, dessen Vater START ist ein Star-Sohn aus der Stiermutter DOLLY, der zwei Jahre am Betrieb im Natursprung zum Einsatz kam. 

Die K-Linie ist eine leistungsstarke Linie, mit gut melkbaren Kühen und guten Exterieureigenschaften. Jungkuh KERSCH (Karner x Major) wurde beim „Pinzgauer Jungkuhchampionat im Web 2021“ Gesamtreservesiegerin und Euterchampion. Sie überzeugte mit harmonischen Übergängen und einem guten Euter, speziell im Hintereuter. KÄFER (V. Major x Litzlhof) wurde beim Dairy Grand Prix 2017 Euterchampion und Gruppendritte, 2018 bei der Pinzgauer Länderschau wurde sie ebenfalls Gruppendritte und holte den Eutersieg in der Gruppe. Diese Stiermutter besticht vor allem mit ihrer Milchleistung. Bei 7 abgeschlossenen Laktationen hat sie eine Lebensleistung von 58.500 kg bei 3,94 % Fett und 3,49 % Eiweiß. Ihre Mutter KUNI ist aktuell die älteste Kuh am Betrieb, sie ist aktuell trockenstehend zum 10. Kalb. In 9 abgeschlossenen Laktationen hat sie eine Lebensleistung von 68.200 kg Milch bei 4,07 % Fett und 3,47 % Eiweiß erreicht.
In der Kreuzungszucht sind die Linien W, G und D vorherrschend. Eine besondere Linie ist hier die W-Linie. Die Kühe aus dieser Linie sind sehr langlebige, fruchtbare Kühe mit guten Leistungssteigerungen. Viele Schaukühe sind aus dieser Linie hervorgegangen und auch die 100.000 kg Kuh WUNDER (V. Melus). 

Jungzüchter als Motor für Interesse an Landwirtschaft und Zucht
Seppi Berger engagiert sich schon lange bei den Pinzgauer Jungzüchtern und ist Obmann des Vereines. Die gute Gemeinschaft, Treffen und Austausch mit Gleichgesinnten, Weiterbildungen und vor allem die Teilnahme an Schauen wirken sich positiv auf das Interesse, die Motivation und die Freude in der Landwirtschaft und Zucht aus. Gemeinsame Veranstaltungen und Ausflüge fördern die Gemeinschaft. 

Schauerfolge seit 2015
Verbandsschau und Bundesschau in Maishofen 2015:
DOLLY (V. Rat) - Bundessiegerin
Pinzgauer Jungkuhchampionat in Maishofen 2017:
GITTI (V. Lamour)
Dairy Grand Prix in Traboch 2017:
KAEFER (V. Major) – Gruppendritte, Euterchampion
Pinzgauer Länderschau in Maishofen 2018:
KAEFER (V. Major)- Gruppendritte, Eutersiegerin in der Gruppe
DONNA (V. Infrarouge R)- Gruppensieg, Eutersiegerin in der Gruppe
DOLLY (V. Rat) - Gruppenreservesiegerin
WICKI (V. Luchs) - Gruppendritte
Verbandsschau in Maishofen 2019:
DONNA (V. Infrarouge R) - Gruppendritte
WUNDA (V. Lotus) – Gruppenreservesiegerin
OLIVIA (V. DJ Zuma) - Gesamtreservesiegerin
Pinzgauer Jungkuhchampionat im Web 2021:
KERSCH (V. Karner) – Gesamtreservechampion, Euterchampion
EDELWEISS (V. Steinkauz) - Finalteilnehmerin

Marlene Berger

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Eveline, Josef, Josef jun. und Susanne mit Theresa
Eveline, Josef, Josef jun. und Susanne mit Theresa
Land- und Gastwirtschaft sind am Grubhof eng verknüpft
Land- und Gastwirtschaft sind am Grubhof eng verknüpft
Der Anbindestall wurde 2020 auf 30 Kuhplätze erweitert
Der Anbindestall wurde 2020 auf 30 Kuhplätze erweitert
Bauliche Maßnahmen wurden auch auf der 1999 erworbenen Alm getätigt
Bauliche Maßnahmen wurden auch auf der 1999 erworbenen Alm getätigt
Männliche Pinzgauer x RH-Nachkommen werden als leichte Milchkälber vermarktet
Männliche Pinzgauer x RH-Nachkommen werden als leichte Milchkälber vermarktet
Der Fokus richtet sich auf exterieurstarke, milchbetonte Kühe
Der Fokus richtet sich auf exterieurstarke, milchbetonte Kühe
Die Prominenteste aus der D-Linie: DOLLY - Bundessiegerin 2015
Die Prominenteste aus der D-Linie: DOLLY - Bundessiegerin 2015
Links Stiermutter DORA (V.Ringo)
Links Stiermutter DORA (V.Ringo)
Teststier FABIUS aus Dora x Fall
Teststier FABIUS aus Dora x Fall
ALMERIN (V.Morus), Mutter von
ALMERIN (V.Morus), Mutter von
Teststier STARMOR (V.Star)
Teststier STARMOR (V.Star)
KÄFER (V.Major) - Euterchampion beim Dairy Grand Prix 2017
KÄFER (V.Major) - Euterchampion beim Dairy Grand Prix 2017
Tochter KERSCH (V.Karner) - Gesamt- und Euterchampion beim PI-Jungkuhchampionat im Web '21
Tochter KERSCH (V.Karner) - Gesamt- und Euterchampion beim PI-Jungkuhchampionat im Web '21
Mit WUNDER (V.Melus) durfte Familie Berger auch eine "100.000 kg-Kuh" feiern!
Mit WUNDER (V.Melus) durfte Familie Berger auch eine "100.000 kg-Kuh" feiern!