Betriebsreportage: Familie Lackner, Vorderaigen, Flachau
Komfort für Mensch und Tier - Wohlgefühl am Vorderaigenhof
Der Tradition verbunden, dem Modernen aufgeschlossen - eine perfekte Symbiose !
Seit 180 Jahren besteht der Name Lackner als Besitzer des Vorderaigenhofes in Flachau-Reitdorf. Betriebsführer Johannes und seine Frau Rosi betreiben einen konventionellen Milchviehbetrieb mit Alpung. Als zweites Standbein ergänzt die Vermietung von Appartements im 400 Jahre alten und schön renovierten Bauernhaus und eines Chalets das Einkommen der Familie. Mit Urlaub am Bauernhof und der Auszeichnung „5 Blumen“ ist der Vorderaigenhof ein Vorzeigebetrieb in Bezug auf bäuerliche Gastlichkeit. Hofnachfolger Philipp ist als Servicemann bei der Fa. Fischer tätig und Tochter Anna-Maria arbeitet bei der Fa. Atomic in der Lohnverrechnung. Beide unterstützen ihre Eltern nach Möglichkeit. Oma Johanna wohnt ebenfalls am Hof.
Das vor ca. 150 Jahren errichtete Stallgebäude wurde 2012 als Laufstall umgebaut und entsprechend erweitert. Die 20 Milchkühe liegen in Tiefbuchtenliegeboxen die mit gekalktem Stroh ausgebettet sind. Dieser neue Trakt des Stalles bietet durch großzügigen Lichteinfall besonderen Komfort. Zudem kann die Frischluftzufuhr mit aufziehbaren Fensterelementen gesteuert werden. Der Spaltenboden ist mit Gummimatten ausgelegt. Das Jungvieh ist im älteren Stalltrakt auf Hochbuchten aufgestallt.
Dreizehn Hektar mehrmähdige Wiesen bieten die hauptsächliche Futtergrundlage für die insgesamt 40 Stück Vieh, zusätzlich werden 18 ha Wald bewirtschaftet. Die Mischration der Kühe besteht aus Heu, Grassilage, Maiskornsilage und Treber und wird am Heuboden mit dem elektrisch betriebenen Scherfler Futtermischer mittels Hallenkran befüllt und gemischt und dann in die Hofladerschaufel am Futtertisch abgeworfen und verteilt. Zusätzlich erhalten die Kühe im Durchschnitt fünf kg Kraftfutter aus dem Futterautomaten.
Akribische Arbeit spiegelt sich in besten Managementzahlen
Jährlich werden durch das Lagerhaus Silageproben zur Untersuchung gezogen und somit die Kraftfutterzusammenstellung verfeinert. Die Auswertungen aus der Milchleistungskontrolle bieten weitere wertvolle Informationen. Die Grundfutterration wird bis Februar mit Silagen aus dem ersten und vierten Schnitt aus Hochsilo und Siloballen gemischt. Später werden aus dem Fahrsilo Silagen aus zweitem und dritten Schnitt gefüttert. Laut Beobachtung von Johannes hat diese zeitliche Rationierung einen positiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Die Ration der Kalbinnen besteht zum größeren Teil aus Heu und etwas Silage.
Das Leistungsniveau der Pinzgauer Milchkühe konnte in den letzten Jahren auf über 7000 kg Milch mit ca. 540 kg Fett und Eiweiß gesteigert werden. Johannes, der viel Zeit im Stall verbringt und ein gutes Gespür für das Vieh hat, lässt seine Kühe und Kalbinnen schon früh vom Tierarzt mittels Ultraschall auf Trächtigkeit untersuchen. Das gibt Sicherheit, die gewünschte saisonale Abkalbung kann so besser gesteuert werden und der Erfolg durch eine Zwischenkalbzeit von 360 Tagen bewiesen. Nachstierende Kühe werden vorzugsweise mit Weiß Blauen Belgiern besamt. Der Melkvorgang erfolgt im 4er Autotandemmelkstand wobei zwischendesinfiziert wird. Die Milch wird an die Salzburg Milch geliefert. Absolute Sauberkeit im Melkstand und im gesamten Stallbereich zeichnen den Vorderaigenbauern besonders aus und die Gäste sind auch im Kuhstall willkommen. Jährliche Klauenpflege durch einen professionellen Klauenpfleger mindestens ein Monat vor Almauftrieb ist ein Fixpunkt im Jahresablauf.
Alpung bietet bestes Konditions- und Fitnesstraining
Den Sommer verbringt die gesamte Herde auf den Ennsalmen in Flachauwinkel. Die Agrargemeinschaft besteht aus vier aktiven Auftreibern, wobei alle Tiere die ersten vier Wochen auf der Unteren Ennsalm weiden. Danach verbleiben 10 Kühe unten und der Rest der Kühe und die Kalbinnen werden auf die Obere Ennsalm aufgetrieben. Ein pensioniertes Ehepaar versorgt die Milchkühe und bringt die Milch jeden zweiten Tag zur Sammelstelle in Flachauwinkel. Die Weidesaison auf der Ennsalm dauert von Mitte Juni bis Mitte September, im Herbst weiden die Tiere am Heimhof.
Überzähliges Vieh wird an einen lokalen Händler abgegeben, Zuchtkälber werden zum Teil über ein Onlineportal vermarktet und finden so Käufer vor allem in den südlichen Bundesländern.
Der Betrieb verkörpert das Idealbild, wie Landwirtschaft und Tourismus gut kombiniert werden können. Johannes beweist seine Managementqualitäten zusätzlich in der Organisation im Team der Flachauer Heimatspuren. Die Auszeichnung zum Managementprofi, die schon mehrmals entgegengenommen werden konnte, freut die Vorderaigenfamilie besonders, weil sie beweist am richtigen Weg zu sein – und das motiviert Jung und Alt !
Thomas Sendlhofer