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Betriebsreportage: Familie Rainer, Vorderfromm, Werfenweng

Die Aufgeschlossenheit für etwas andere Wege bringt Familie Rainer einen betrieblichen Erfolg! In der Zucht liegt der Fokus auf langlebigen Doppelnutzungskühen mit einer guten Grundfutterverwertung. Mit Aufzeichnungen im Arbeitskreis behalten die Betriebsführer die Zahlen genau im Überblick und investieren überlegt.

Maria und Hermann Rainer bewirtschaften gemeinsam mit ihren Kindern Anna, Hannes und Andreas den Vorderfrommhof in Werfenweng. Der Vorderfrommhof liegt landschaftlich wunderschön gelegen im Talschluss der Wenger-Au auf einer Seehöhe von 980 Meter. Dieser Platz ist ein beliebter Ausgangspunkt für viele Wanderungen im Tennengebirge. 1977 wurde der Vorderfrommhof von Hermanns Vater gekauft und ab 1985 von Hermann bewirtschaftet. Der Betrieb wird als Vollerwerbsbetrieb mit den Standbeinen Milchwirtschaft, Zuchtvieh und Urlaub am Bauernhof geführt. Am Vorderfrommhof werden 14 Hektar Grünland bewirtschaftet und im Sommer 24 Gräser auf der hofangrenzenden Alm genutzt. 27 behornte Milchkühe plus Nachzucht finden im neu errichteten Laufstall, der viel Komfort bietet, Platz. Die Milchleistung der Pinzgauer Reinzuchtherde liegt bei etwa 6.000 Kilogramm bei 4,0 % Fett und 3,5 % Eiweiß. Die Abkalbung erfolgt saisonal im Herbst. Der Betrieb wird seit 1991 nach den Bio-Richtlinien bewirtschaftet – Familie Rainer ist ein
Bio-Milch-Lieferant der ersten Stunde.

Optimaler Tierkomfort im neuen Kompoststall
Nach vielen Stallbesichtigungen und Exkursionen wurde der Entschluss gefasst, einen Kompoststall für die behornte Milchviehherde zu bauen. Die komplette Stallplanung wurde vom Betriebsführer
selber durchgeführt. 2015 im Herbst begann das Stallprojekt, nachdem viel in Eigenregie gebaut wurde, erfolgte im Frühjahr 2017 der Einzug. Der alte Stall wird noch für die Futterlagerung und die Unterbringung der Pferde genützt. Für den Kompoststall spricht vor allem der sehr hohe Tierkomfort, die weiche Liegefläche und viel Platz - somit können alle Kühe die Liegeposition frei wählen.
Weiters bietet der Kompoststall für eine behornte Milchviehherde den Vorteil, dass es keine Sackgassen und Engstellen gibt, die für rangniedere Tiere ein Risiko darstellen. Eingestreut wird die Liegefläche im Winter einmal wöchentlich mit Sägespänen. Um wertvollen Kompostmist zu erhalten, wird die Liegefläche täglich zweimal mit einem Traktor und Grubber aufbereitet. Das Management im Kompoststall muss passen, damit die Verrottung und der Trocknungsgrad immer in Ordnung sind und die Tiere sauber bleiben. Der fertig kompostierte Mist wird in den Sommermonaten ausgemistet und die Flächen damit gedüngt. Lediglich der nicht fertig-kompostierte Mist am Rand wird auf der Liegefläche belassen und für die neue Kompostschicht im Herbst verwendet. Für die Kalbinnen wurden Hochboxen mit Spalten im großzügig gestalteten Fress-bzw. Laufbereich errichtet. Für die Kälber sorgen Tiefstreuflächen für Komfort. Die Kühe werden in einem Sechser-Tandem-Melkstand gemolken. Das Melkhaus im neuen Stallgebäude wurde in Massiv-Bauweise errichtet und sorgt somit auch im Sommer für einen kühlen Platz. Der Melkstand wurde gebraucht gekauft und hat eine Milchmengenmessung, Leitwertmessung sowie eine automatische Kraftfutterzuteilung integriert.

Grundfutterbetonte Fütterung
Nachdem sich Familie Rainer für einen Laufstallbau entschloss, wurde vor Beginn des Stallbaus ein Mischwagen angeschafft. Die Mischration setzt sich größtenteils aus Silage und Heu sowie etwas
Maissilage zusammen. In die Ration wird ein Kilogramm Kraftfutter pro Kuh hineingemischt. Die restliche Fütterung des Kraftfutters im Melkstand erfolgt automatisch mit Halsbanderkennung. Pro Kuh und Tag werden maximal 3 Kilogramm Kraftfutter verfüttert. Die Fütterung des
Kraftfutters im Melkstand ist vorteilhaft für die Zuteilung in der Weide- und Almsaison
und funktioniert gut als „Lockmittel“ für den Melkstand.

Optimale Nutzung der Weide und Almflächen
Seit mittlerweile zehn Jahren wird am Betrieb die Kurzrasenweide umgesetzt, die sich aufgrund der arrondierten Flächen, die fast eben sind, anbietet. Die Weidesaison startet im Frühjahr sobald es die Vegetationszeit zulässt. Die Vorteile in der Kurzrasenweide sieht Hermann Rainer vor allem in dem verringerten Arbeitsaufwand für das „Zäunen“ und in der dichten Grasnarbe sowie geringeren Trittschäden. Weiters wird der hohe Eiweiß- und Energiegehalt bei früher Nutzung des Grases optimal genutzt. Mit der richtigen Platzierung der Wasserstellen steuert und lenkt der Betriebsführer die Aufenthaltsbereiche der Rinder und somit die Ausscheidungen und Futteraufnahme.
Ab etwa Mitte Mai bis Mitte August weiden die Milchkühe auf den direkt an den Hof angrenzenden Almflächen. Das Jungvieh wird über den Sommer ausgestiftet und wird im Spätsommer/ Herbst auf den Heimflächen geweidet. Die Mähflächen sind dreimähdig, die Flächen für die Kurzrasenweide werden während der Almsaison zwei Mal gemäht. Das Heu wird kalt belüftet, die Silage in Hochsilos und Siloballen konserviert. Eine Düngung mit Gülle oder Kompost erfolgt nach jeder Nutzung.

Bestmögliche Versorgung der Kälber
Um für einen optimalen Lebensstart zu sorgen, werden am Vorderfrommhof die Kälber mit einer ad libitum-Tränke gefüttert. Die Kälber werden 3 bis 4 Wochen ad libitum mit Milch gefüttert, zusätzlich erhalten sie von Beginn an Heu und Kraftfutter. Diese Fütterung bringt hohe Tageszunahmen sowie eine gute Gesundheit und Vitalität der Kälber, weil sie bedarfsgerecht versorgt sind.

Gute Nachfrage nach Zuchtvieh
Die Vermarktung der Stierkälber erfolgt größtenteils ab Hof direkt. Interessante Stierkälber gehen in die Zucht. Der Großteil der Stierkälber wird mit 3 bis 4 Monate als Fresser an den Ochsenmäster Robert Buchner in Baierbrunn/Bayern verkauft. Einzelne Stierkälber werden auch gemästet. Sehr guten Absatz findet Familie Rainer für die weiblichen Zuchtkälber, nach denen eine rege Nachfrage herrscht. Bei den weiblichen Kälbern werden nur die Kälber behalten, die für die eigene Nachzucht benötigt werden, da am Betrieb die Eigenflächen begrenzt sind und man im Sommer keine eigenen Almflächen für Jungvieh hat. Die Besamung erfolgt mit künstlicher Besamung, wo auf eine breite Palette an Stieren gesetzt wird und mit einem Sprungstier. Vergangene Belegsaison wurde mit dem Stier GERNOT (Gerwin x Fidelio) belegt. Aktuell steht ein LECK x RAT - Stier zur Aufzucht am Betrieb. Ein MORUS x RITZL-Stier befindet sich bei Josef Höttl in Aufzucht.

Besamungsstiere als Lohn für gute Zuchtarbeit
Mit den Stieren NATZ (Nero x Glitzer), MOCK (Major x Rat) und RAUSCH (Raureif x Ritzl) wurden bisher drei Stiere für die Besamung selektiert. NATZ ist ein geprüfter Vererber, die Stiere MOCK und RAUSCH kaufte die Besamungsstation Greifenberg beim Herbststiermarkt in Maishofen 2017 bzw. 2019. Diese beiden Stiere hat Josef Höttl, Obermühle in Mittersill aufgezogen. MOCK und RAUSCH sind aktuell noch im Testeinsatz. MOCK fand breiten Einsatz und war auch gesext verfügbar. Bisher hat MOCK einen Fleischzuchtwert, der mit 112 hier überdurchschnittlich ist.

Euterqualität, Grundfutterverwertung und Langlebigkeit als wichtige Ziele in der Zucht
Durch eine gute Zuchtarbeit, die konsequent verfolgt wird, stehen am Vorderfrommhof
sehr funktionelle Pinzgauer Kühe. In der Zucht liegt der Fokus auf langlebigen Kühen, die mittelrahmig sind und schöne, gut melkbare Euter aufweisen. Die Kühe sollen weidetauglich sein und eine möglichst hohe Grundfutterleistung haben. Die grundfutterbetonte Fütterung verlangt auch Tiere mit Leistungen, deren Energie- und Eiweißbedarf damit gedeckt werden kann. Eine sehr gute Persistenz mit flacher Laktationskurve wird angestrebt. Der Charakter beim Melken und das Melkverhalten sind ebenso ein Selektionsmerkmal. Aufgrund der Weide und Alpung ist es wichtig, dass die Tiere robust und anpassungsfähig sind.

Einnahmen und Ausgaben aufgrund jahrelanger Arbeitskreisaufzeichnungen genau im Überblick
Beim Arbeitskreis Milch ist Hermann Rainer ein Gründungsmitglied und führt auch die Vollkostenrechnung durch. Um die Zahlen im Griff zu haben und betriebliche Entscheidungen zu treffen, sind die Aufzeichnungen sehr wertvoll. Das Bildungsangebot des Arbeitskreises wie Fachvorträge und Exkursionen sowie der Austausch mit weiteren Arbeitskreismitgliedern werden gerne genutzt!

Marlene Berger

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Typvolle Reinzuchtherde, die mit funktionellen Eigenschaften überzeugt.
Typvolle Reinzuchtherde, die mit funktionellen Eigenschaften überzeugt.
Maria und Hermann Rainer beschäftigen sich intensiv mit der Pinzgauer-Zucht - das Ergebnis ist eine qualitätsvolle Herde!
Maria und Hermann Rainer beschäftigen sich intensiv mit der Pinzgauer-Zucht - das Ergebnis ist eine qualitätsvolle Herde!
Der neu errichtete Kompoststall, der südseitig mit offenen Flächen für viel Licht und frische Luft sorgt - im Hintergrund das Tennengebirge.
Der neu errichtete Kompoststall, der südseitig mit offenen Flächen für viel Licht und frische Luft sorgt - im Hintergrund das Tennengebirge.
Höchster Kuhkomfort ist im Kompoststall garantiert.
Höchster Kuhkomfort ist im Kompoststall garantiert.
Ab Beginn der Vegetationszeit dürfen die Tiere auf die Weide.
Ab Beginn der Vegetationszeit dürfen die Tiere auf die Weide.
Der praktikable Laufstall für behornte Tiere wurde von Familie Rainer selbst geplant.
Der praktikable Laufstall für behornte Tiere wurde von Familie Rainer selbst geplant.
Zuchtstier RAUSCH (Raureif x Ritzl) wurde beim Herbststiermarkt 2019 als Teststier selektiert und von der BSG Greifenberg angekauft.
Zuchtstier RAUSCH (Raureif x Ritzl) wurde beim Herbststiermarkt 2019 als Teststier selektiert und von der BSG Greifenberg angekauft.
Aufgrund der langen Weide- und Alpungszeit müssen die Tiere gute Grundfutterverwerter sein!
Aufgrund der langen Weide- und Alpungszeit müssen die Tiere gute Grundfutterverwerter sein!