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Betriebsreportage: Familie Reitstätter, Hackl

Maximaler Tierkomfort im Stall, ein gutes Betriebsmanagement und euterstarke Kühe mit hoher Leistungsbereitschaft zeichnen den Hacklhof in Kössen aus. Etliche (Schau-)Erfolge bestätigen den züchterischen Erfolg der Familie Reitstätter! 2017 stammt sowohl bei den reinrassigen Pinzgauern als auch bei den eingekreuzten Pinzgauern die Kuh mit der besten Standardlaktation nach Fett-Eiweiß-Kilogramm im Gebiet des Rinderzuchtverbands Salzburg vom Hacklhof!

Barbara (35) und Ludwig (35) Reitstätter haben 2014 den Hacklhof  von Barbaras Eltern Barbara (58) und Stefan (65) übernommen. Die beiden haben drei Kinder: Matthias (10), Stefan (8)  und Lea (6).
Barbara ist Absolventin der LLA Weitau und hat die landwirtschaftliche Meisterausbildung absolviert, Ludwig hat nach der LLA Weitau die Tischlerlehre abgeschlossen.

Betrieb:
Der sehr einladend wirkende Hacklhof befindet sich im Ortsteil Gundharting in Kössen und liegt auf einer Seehöhe von 625 Meter. Dass am Hacklhof eine Familie mit viel Fleiß, Ideen und Einsatz beheimatet ist, sieht man neben höchster Sauberkeit, lieblicher Dekoration auch an vielen Modernisierungen. Der stolze Hausgang im Bauernhaus mit vielen prunkvollen Glocken, Rosetten und Schaubildern zeugt von der Begeisterung für die Rinderzucht.
Die Altbauersleute Barbara und Stefan haben 1999 das Bauernhaus neu errichtet und 2007 den Almstall neu gebaut. 2014 haben sich Barbara und Ludwig für einen Neubau eines Laufstalles entschieden, der Stalleinzug erfolgte 2015. Im Zuge des Stallbaus wurde auch eine Hofkapelle errichtet. „Ein Ruhepol für die Familie und ein Zeichen der Dankbarkeit“ wie Jungbäuerin Barbara die Kapelle liebevoll bezeichnet.

Der Hacklhof wird im Vollerwerb geführt, welcher durch mehrere Standbeine gesichert ist. Neben der intensiven Milchwirtschaft dienen die Vermietung von drei Ferienwohnungen und die Forstwirtschaft als Einkommensquelle. Der Betrieb wird konventionell bewirtschaftet.
Die Flächenausstattung umfasst am Heimbetrieb 25 Hektar Wald und 36 Hektar Grünland, 33 Hektar davon werden viermal gemäht, 3 Hektar sind Hutweide. 6 Hektar Grünland (davon 3,5 Hektar Mähfläche) sind in unmittelbarer Nähe gepachtet. Die Flächen sind größtenteils arrondiert.
Die Heu- und Silageernte erfolgt vorwiegend durch Eigenmechanisierung, die Ballenpressung wird durch ein Lohnunternehmen erledigt. Der erste, dritte und vierte Schnitt wird größtenteils siliert, der zweite Schnitt fast zur Gänze geheut. Für die Heutrocknung dient die Kaltbelüftung im alten Stallgebäude.

Der neu errichtete, helle und luftige Laufstall bietet Platz für circa 60 Milchkühe und die eigene Nachzucht. Für die Kühe dienen Maxi-Boxen als komfortables Liegeboxensystem, die Kalbinnen werden ebenfalls in Liegeboxen gehalten. Der Liegekomfort wird durch eine großzügige und saubere Stroheinstreu verstärkt, zusätzlich werden die Liegeboxen mit Kalk eingestreut. Die Kälber sind in einer Zweiflächenbucht untergebracht. Die Entmistung erfolgt mittels Schrappersystem, gemolken wird in einem 2 x 5er Fischgräten-Melkstand.
Das alte Stallgebäude wurde praktisch umgebaut und wird seither für Kleinvieh genutzt- eine Vielzahl Hühner, Schafe und Ziegen haben hier ihr neues Wohnreich.

Die zum Hacklhof gehörige Hacklstubenalm in Schwendt ist 37 Hektar groß (12 Hektar davon sind Wald) und liegt auf einer Seehöhe von 1030 Meter. Die Entfernung zum Heimbetrieb beträgt circa 13 Kilometer. Die Versorgung der Almtiere übernehmen Barbara und Stefan, von Mitte Mai bis Anfang Oktober verbringen 38 Milchkühe und die weiblichen Kälber den Sommer auf der Alm. Gemolken wird auf der Alm in einem Anbindestall mit Selbstfangfressgitter, die Kühe werden über den Tag im Stall gelassen und weiden nachts – typisch für eine Milchviehalm im Tiroler Unterland.
Das Jungvieh wird auf eine Alm in Fieberbrunn ausgestiftet.  
Die restlichen 20 Milchkühe sind über den Sommer am Heimbetrieb und beweiden dort die Hutweiden.

Kühe:  
Am Hacklhof werden circa 60 Kühe und 50 Stück Nachzucht gehalten. Neben Pinzgauer und Pinzgauer x Red Holstein Kühen sind vereinzelt drei Fleckvieh-Kühe und vier Holstein-Kühe am Betrieb. Circa 15 Kühe sind reinrassige Pinzgauer, der Rest Pinzgauer x Red Holstein-Kühe.

2017 wurde eine durchschnittliche Leistung von 7904 kg bei besten Inhaltstoffen (4,51% Fett und 3,41% Eiweiß) ermolken.

Dass am Hacklhof ein besonderes Augenmerk auf die Tiergesundheit gelegt wird und ein sehr gutes Herdenmanagement vorherrschend ist, spiegelt sich nicht nur im vorherrschenden Leistungsbereich sondern auch in einer guten Zellzahl und Zwischenkalbezeit. Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Zwischenkalbezeit mit 376 Tagen bei einem überdurchschnittlich guten Wert, der durchschnittliche Zellgehalt liegt ebenfalls bei einem Wert unter 100.000.

Bei der Stallarbeit helfen die Junior- und die Senior-Bauersleute täglich zusammen, so bleibt auch noch genügend Zeit für den Umgang und die genaue Beobachtung der Tiere im Stall. In der Früh melken Barbara sen. und Ludwig die Kühe, am Abend ist die Melkarbeit in den Händen der beiden Bäuerinnen. Stefan ist für die sorgfältige Reinigung der Liegeboxen und Zwischengänge zuständig. Der Kontakt zu den Tieren ist ihnen sehr wichtig und daher werden die Kühe von Altbauer Stefan fast täglich geputzt. Die Fütterung der Kühe und Kalbinnen wird von Ludwig erledigt, gemischt wird immer abends.

Die Fütterung erfolgt mittels Mischwagen und Traktor. Das Mischfutter stellt sich aus der Silage vom ersten Schnitt, der Silage vom dritten oder vierten Schnitt, dem Heu und Biertreber als Eiweißkomponente zusammen. Die Biertreber wird im Sommer zugekauft und eingelagert, da sie zu diesem Zeitpunkt leichter erhältlich ist.
Für die Milchkühe wird jeden Tag frisch gemischt, für die Kalbinnen jeden dritten Tag.

Für die individuelle Kraftfuttergabe dient eine Kraftfutterstation der Firma Hetwin. Gefüttert wird ausschließlich eine Mischfuttersorte.

Die Vermarktung der Zuchtkühe und Zuchtkälber erfolgt über die Versteigerungen und Ab-Hof-Verkäufe über den Rinderzuchtverband Salzburg, hin und wieder werden Zuchtkälber direkt ab Hof verkauft.
Interessant ist die Vermarktung der Stierkälber, diese werden als Milchmastkälber im Alter von drei Monaten an den regionalen Metzgereibetrieb Gründler geliefert. Die Milchmastkälber haben zum Schlachtzeitpunkt meist ein Schlachtgewicht von 80 bis 90 Kilogramm. Gefüttert werden die Milchmastkälber mit Milch und einer Kälber-TMR mit Stroh als Raufutterkomponente, damit die Kälber auch eine Struktur bekommen und das Fleisch aber trotzdem die gewünschte weiße Farbe behält. Circa 20 Kälber pro Jahr werden über diese Vermarktungsschiene abgesetzt. Stierkälber mit Weißblauen-Belgier-Anteil werden über die Erzeugergemeinschaft Salzburger Rind GmbH verkauft.
In Zukunft soll die Belegung mit Stieren der Rasse Weißblauer-Belgier etwas forciert werden, da zum einen ein höherer Kälbererlös erzielt werden kann und zum anderen zukünftig fast nur mehr die Kalbinnenaufzucht für die eigene Nachbesetzung erfolgen soll. Die Milchtränkung der Kälber erfolgt mittels Milchtaxi.
Die Abkalbungen erfolgen das ganze Jahr über.Besamt werden die Kühe mit einer breiten Palette an Vererbern, es werden Teststiere, geprüfte reinrassige Stiere und Pinzgauer x RH – Stiere eingesetzt.

Der Besamungsstier LAMOUR (V: Lotus x Abel) wurde als Sprungstier am Betrieb eingesetzt und hat viele gute Töchter hinterlassen, besonders hervorzuheben sind die sehr hohen Inhaltsstoffe dieser Nachzucht.

Zuchterfolge:
Viele (Schau-)Erfolge zeugen von einer konsequenten Zuchtarbeit und einem sehr guten Herdenmanagement der Familie Reitstätter. Vor allem das Jahr 2017 bot mit der Tiroler Landesschau in Oberndorf einen sehr erfolgreichen Höhepunkt der Präsentation ihrer Tiere. Bei dieser Schau haben auch schon die Kinder Lea, Stefan und Matthias ihr Geschick mit den Kälbern bei den Jungzüchtern unter Beweis gestellt.

2017 erreichten die Stiermutter MILKA (V: STERZ x TOPPER) bei den reinrassigen Pinzgauer und die Kuh SELINA (V: SAVARD RED) bei den Pinzgauer x RF-Kühen die beste Standardlaktation nach Fett-Eiweiß-Kilogramm im Verbandsgebiet des Rinderzuchtverbandes Salzburg. Die Kuh SELINA (V: SAVARD RED x BISON) hatte sogar rassenübergreifend die zweitleistungsstärkste Milchproduktionim Verbandsgebiet.  
SELINA erbrachte in ihrer dritten Laktation eine Leistung von 12684 kg Milch bei  5,24% Fett und 3,36% Eiweiß und insgesamt  1091 Fett-Eiweiß-Kilogramm.
Die Leistung von MILKA betrug  10428 kg  Milch bei  5,36% Fett und 3,4% Eiweiß mit insgesamt 915 Fett-Eiweiß-Kilogramm
Die Stiermutter MILKA (V: STERZ) ist bereits in der 9. Laktation und hat aktuell eine Lebensleistung von ca. 80.000 Kilogramm Milch. MILKA ist aus einer langlebigen Kuhfamilie mit einer hohen Leistungsbereitschaft, guten Eutern und einem milchtypischen Adel.
Auch eine 100.000 Liter Kuh stand bereits am Hof: Die Kuh MONDSCHEIN (V: SPALWIN RED) hat 2015 die magische 100.000 kg Marke in der 10. Laktation überschritten.

Eine der wohl bekanntesten (Schau-) Kühe in der Herde ist die Kuh GAMS (V: JOYBOY RED x STERZ). GAMS hat auf insgesamt vier Schauen vor allem durch ihr exzellentes Euter bestochen. Bereits als Jungkuh war sie Teilnehmerin beim Pinzgauer Jungkuhchampionat 2011. 2014 beim Dairy Grand Prix in Maishofen wurde sie Gruppendritte und konnte den Eutersieg in der Gruppe für sich entscheiden. 2015 bei der Bundespinzgauerschau in Maishofen sicherte sich GAMS hochverdient den Gesamtsieg. 2017 bei der Tiroler Landesschau in Oberndorf bewies sie in ihrer 7. Laktation abermals ihre Stärke im Euter und wurde Eutersiegerin und Drittplatzierte in der Gruppe.

Bei der Tiroler Landesschau 2017 schaffte die Kuh MADONNA (V: LAMOUR x CLASSIC RED) in ihrer 2. Laktation den Gruppensieg und wurde Gesamtreservesiegerin bei den Pinzgauer x RH-Kreuzungskühen.
GRÄFIN (V:RUBIN x JOYBOY RED) glänzte bei der Landesschau 2017 in der Kategorie der 4. und 5. Abkalbungen als Gruppenzweite und Eutersiegerin und konnte sich im Finale zur Gesamteutersiegerin küren.
Die reinrassige Pinzgauer-Kuh WINNI (STORM x RAT) war im Jahr 2017 als Jungkuh zweimal auf einer Schau vertreten. Beim Pinzgauer Jungkuhchampionat schaffte sie den Aufstieg ins Semifinale. Bei der Tiroler Landesschau war WINNI (V:STORM) Gruppen- und Eutersiegerin.

Das Zuchtziel von Barbara und Ludwig sind langlebige Kühe mit guten Euteranlagen, welche eine hohe Eutergesundheit aufweisen. Das Leistungsziel ist ein Stalldurchschnitt von 8000 Kilogramm Milch.

Die Pinzgauer am Hacklhof verdeutlichen, dass diese Doppelnutzungsrasse Leistungsbereitschaft und Fitness zeigt und auch für eine intensive Wirtschaftsweise geeignet ist. Die Pinzgauer bieten für sie vor allem Vorteile in der Alptauglichkeit, der Persistenz der Milchmenge auf der Alm und der Euterqualität.

Ein derartiger Familienbetrieb ist neben einem guten Händchen für die Tiere, einem durchdachten Betriebsmanagement, vor allem einem guten Zusammenhalt in der Familie, einem Zusammenhelfen und natürlich viel Fleiß geschuldet.

Marlene Berger

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Das schöne Hofensemble vom Hacklhof!
Das schöne Hofensemble vom Hacklhof!
Familie Reitstätter junior und senior mit der 100.000 Kilogramm-Kuh MONDSCHEIN (V:Spalwin Red)
Familie Reitstätter junior und senior mit der 100.000 Kilogramm-Kuh MONDSCHEIN (V:Spalwin Red)
Hervorragender Blick auf den hell gestalteten Laufstall mit einem sehr hohen Tierkomfort!
Hervorragender Blick auf den hell gestalteten Laufstall mit einem sehr hohen Tierkomfort!
Die hoffnungsvolle Nachzucht!
Die hoffnungsvolle Nachzucht!