Betriebsreportage: Familie Widlroither, Wildmann
Ochsenmast als Betriebsalternative für einen kleinstrukturierten Nebenerwerbsbetrieb! Mit einer stimmigen Betriebsphilosophie, einer heimischen Rasse und regionaler Direktvermarktung werden bewusste Konsumenten, die Genuss suchen, erreicht!
Veronika und Michael Widlroither bewirtschaften den Wildmann-Hof in Tiefgraben im Nebenerwerb. Michael ist Zimmerer und mittlerweile selbstständig als planender Holzbaumeister, Veronika ist Volksschullehrerin. Die beiden haben zwei Kinder: Josef (5 Jahre) und Theresa (2 Jahre). Tatkräftig unterstützt werden die beiden von den Austragbauern Rosi und Michael. Der Wildmannhof-Hof in Mondsee liegt direkt an der Hauptstraße, der B 154 - für die Direktvermarktung hat sich dieser Standort aber als Vorteil herauskristallisiert. Seit 1997 wird der Wildmannhof nach den biologischen Richtlinien bewirtschaftet, 5,6 Hektar Grünland gehören zum Betrieb.
Familie Widlroither hat sich bei der Hofübernahme des kleinstrukturierten Betriebes eine Alternative zur damaligen Kalbinnenaufzucht gesucht. Da beide Betriebsführer berufstätig sind, war das Ziel eine extensive und möglichst zeitsparende Betriebssparte. Entschieden haben sich die beiden letztendlich für die Ochsenmast. Nach umfangreichen Recherchen wurde die heimische Rasse Pinzgauer gewählt. Ausschlaggebende Gründe für die Wahl der Pinzgauer Rinder waren vor allem die Robustheit und Widerstandsfähigkeit, die einzigartige Schönheit der Rasse und die gute Fleischqualität. 2014 kamen die ersten Pinzgauer Ochsen auf den Hof. Geschätzt werden die Pinzgauer Ochsen in der Haltung nunmehr vor allem aufgrund dem guten Gemüt, der raschen Anpassung und Eingewöhnung beim Zukauf und der problemlosen Weidehaltung.
„Liebevolle, gemütliche Zeitgenossen mit einem ruhigen Wesen“, so bezeichnet Veronika Widlroither ihre Pinzgauer Ochsen und verdeutlicht damit welches Miteinander hier gelebt wird. In der Vermarktung liegt der Vorteil klar in der hervorragenden Fleischqualität, das durch die feine Marmorierung, Saftigkeit und Zartheit besticht.
Investiert wurde am Wildmannhof in den letzten Jahren viel. 2015 erfolgte ein Neubau des stilvollen Hauses, das mit viel Holz Moderne und Tradition verbindet. 2017 wurde das alte Bauernhaus abgerissen und der Stall-Neubau begonnen. Wichtig war den Betriebsführern, dass der Stall mit möglichst wenig Technik ausgestattet ist und die Stallarbeit optimiert wird. 10 bis 12 Pinzgauer Ochsen (hornlose und behornte Ochsen) finden nun im neu errichten Stall Platz. Im Winter sorgen drei Boxen mit jeweils einer Tretmistfläche, einem planbefestigen Laufgang und Pallisadenfressgitter für eine komfortable Unterkunft für die Ochsen. Ausgemistet wird der Laufgang circa alle zwei bis drei Tage mit dem Hoftrac. Die Zeit von April bis November verbringen die Ochsen in einer Gruppe auf der Weide, wenn es das Wetter im Frühjahr zulässt, wird eine Kurzrasenweide betrieben.
Die Ochsen werden ausschließlich mit Heu und Gras gefüttert, Kraftfutter dient nur als Lockfutter. Im Alter von etwa 24 Monaten sind die Ochsen schlachtreif, etwa 620 bis 650 Kilogramm lebend haben sie zu diesem Zeitpunkt. Gekauft werden Fresser oder Einsteller im Alter von drei bis vier Monaten, in den ersten Wochen erhalten die Kälber noch etwas Kraftfutter, im Alter von knapp 6 Monaten werden die Kälber kastriert.
Die Flächen werden zwei – bis dreimal gemäht. Das bodengetrocknete Heu wird zu Heuballen gepresst. Die Verbesserung des Grünlandes ist für die Betriebsführer ein Ziel, so wird der Mist für einen besseren Humusaufbau kompostiert und die Flächen werden zugunsten eines guten Grünlandbestandes regelmäßig nachgesät.
Die Direktvermarktung der Pinzgauer Ochsen hat sich mittlerweile fast schon zum Selbstläufer entwickelt. Verkauft werden 5-kg-Mischpakete, die schön etikettiert und aufgearbeitet zu den Kunden kommen. Veronika ist auch eine hervorragende Köchin und so wird auch der ein oder andere Kochtipp mitgeliefert. Geschlachtet werden die Weideochsen nur zwei Kilometer entfernt vom Hof bei einem Metzger.
Neben der Direktvermarktung hat sich Veronika Widlroither mit Schule am Bauernhof und Tiererlebnis am Hof ein weiteres Standbein geschaffen und bietet mit ihrer herzlichen Art Kindern die Möglichkeit einen Einblick in die Arbeit und Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft auf spielerische Weise zu lehren. Hennen und andere Kleintiere werden daher zukünftig auch noch einen Platz am Wildmannhof finden. Der Besuch von LFI-Kursen und einer ständigen Weiterbildung ist für Veronika und Michael eine Leidenschaft, der sie beide regelmäßig nachgehen.
Familie Widlroither verdeutlicht, dass Freude an der Landwirtschaft, die Erzeugung von einem besonderen Qualitätsprodukt, Liebe zum Detail und Kreativität erfolgsbringende Komponenten in der Vermarktung bieten!
Marlene Berger