Zum Hauptinhalt springen

Betriebsreportage: Familie Zehentner, Bichlbauer

Eigeninitiative als Garant für einen erfolgreichen Vermarktungsweg! In der Pinzgauer Zucht wird Wert auf eine funktionelle Milchkuh gelegt, die im Nebenerwerb problemlos und leicht zu handeln ist! Gut überlegte Betriebsinvestitionen sorgen für praktikable Arbeitsabläufe!

 

Betriebsführer Martin Zehentner bewirtschaftet mit der Unterstützung seiner Lebensgefährtin Katharina und seinen Eltern Katharina und Rupert den Bichlhof im Nebenerwerb. Oma Hilda, mittlerweile 87 Jahre alt, hat bis zum letzten Jahr noch immer bei der Melkarbeit mitgeholfen. Ein Stallbesuch steht aber für sie nach wie vor jeden Tag auf dem Programm. Hilda war am Bichlhof immer für die Stallarbeit zuständig, die Sommermonate verbrachte sie 30 Jahre lang als Sennerin auf der Ulnalm in Hochfilzen.

Ein ehrwürdiges altes Bauernhaus, moderne Zubauten, die sich gut einfügen, eine sehr gepflegte Hofanlage und die idyllische Lage machen den Bichlhof oberhalb des Ortszentrum Leogang zu einem besonders schönen Ensemble.   
Die Pinzgauer Zucht wird am Bichlhof schon seit jeher gelebt - so engagiert sich Martin Zehentner schon seit Jugendtagen für die Pinzgauer Rasse und ist auch Ausschussmitglied bei den Pinzgauer Jungzüchtern. 

Aktuell werden 20 Pinzgauer Milchkühe am Bio-Betrieb gemolken. Pro Jahr werden acht weibliche Kälber zur Aufzucht behalten. Familie Zehentner bewirtschaftet 18 Hektar Grünland, davon sind etwa drei Viertel dreimähdig und der Rest zweimähdig. Vier Hektar Almfläche und Hutweideflächen sowie Weiderechte am Asitz stehen für die trockenstehenden Kühe und einen Teil der Kalbinnen im Sommer zu Verfügung. Die Kälber und trächtigen Kalbinnen sind in den Sommermonaten in der Obhut von Johann Geisler, der die Schellenbergalm auf der Mittersiller Sonnseite bewirtschaftet. 

Stallgebäude - Investitionen in Tierkomfort und praktische Arbeitsschritte
Bereits 2007 wurde das bestehende Stallgebäude in einen Laufstall für acht Kühe umfunktioniert. 2015 hat sich Familie Zehentner aufgrund des Erwerbes von Pachtflächen dazu entschieden, einen Laufstall für 20 Kühe zu bauen. Die neu errichtete Halle, die zugebaut wurde, integriert die Tiefliegeboxen, einen planbefestigten Laufgang, Futtertisch mit Selbstfangfressgitter und eine großzügige Tiefstreubox für etwa 30 Kälber. Die Stallhalle sorgt mit viel Licht und frischer Luftzufuhr für optimales Stallklima. Ein Doppel-Tandem-Melkstand im alten Stallgebäude wurde 2017 durch einen Fünfer-Side-by-Side Melkstand ersetzt. Die Kalbinnen sind im Jahr 2007 umgebauten Stallgebäude untergebracht, wo zwei Boxen mit Tiefstreu sowie acht Hochboxen einen praktischen Arbeitsablauf ermöglichen.

Grundfutterbetonte Fütterung fokussiert
Die Fütterung der Milchkühe erfolgt mit einer Mischration, die aus dem ersten und dritten Schnitt Grassilage und Heu besteht. Die Kraftfuttergaben werden morgens und abends händisch verteilt, wobei maximal drei Kilo pro Kuh und Tag verfüttert werden.

Der Stalldurchschnitt liegt bei 6.050 Kilogramm Milch, 3,77 % Fett und 3,03 % Eiweiß. Mit diesem Leistungsbereich ist Martin Zehentner zufrieden, möchte er doch, dass möglichst viel des Energie- und Eiweißbedarfes aus dem Grundfutter gedeckt werden kann. Hier ist er überzeugt, dass er mit der Intensivierung des Grünlandes standortgerecht produzieren kann.
Martin Zehentner merkt an, dass die Pinzgauer Kuh Zeit braucht und ihr Potenzial der Leistungssteigerung erst ab der zweiten, dritten Laktation ausschöpft. 

Gut selektierter Zuchtstier im Natursprung-Einsatz
Aufgrund der saisonalen Abkalbung und der gewünschten Melkpause im Sommer erfolgt die Belegung seit 2014 mit einem Stier. Der dafür ausgewählte Zuchtstier soll beste Abstammungen aufweisen, damit der Grundstein für gute Nachkommen gelegt ist. Ein bis zwei Jahre wird der Zuchtstier in Kooperation mit Johannes Gensbichler, Oberhaus in Maishofen gehalten. 
MASERATI (Maltus x Rat), RINGER II (Ringo x Garant), LÖDOR (Löwe x Maltus) und MEINGOLD (Maltus x Rank) waren seither in der Herde im Einsatz. Die Jungkühe dieses Jahr sind von Teststier RINGER II, diese überzeugen mit zufriedenstellenden Einsatzleistungen, gut aufgehängten, langen Eutern und feinen Fundamenten.

In der Pinzgauer Zucht geht Martin Zehentner zukünftig den Weg der Reinzucht, ein paar Tiere mit RH-Anteilen sind noch am Betrieb. Die Vermarktung der Zuchttiere erfolgt ab Hof, über die Rinderzucht Salzburg oder privat. 

Melkbarkeit, Robustheit und Fitness als Hauptkriterien in der Zucht
Fitte Kühe, die robust und fruchtbar sind, sowie eine gute Melkbarkeit und funktionelle Euter aufweisen, werden in der Zuchtarbeit angestrebt. Kühe, die im Kriterium Fruchtbarkeit Schwächen aufweisen, werden streng ausselektiert, da ansonsten die gewünschte Melkpause in den Sommermonaten Juli und August nicht eingehalten werden kann. Die Abkalbesaison ist von Anfang September bis Oktober.
Die Pinzgauer Rinder werden am Betrieb vor allem aufgrund der Robustheit, der Grundfutterverwertung und der einfachen, problemlosen Handhabung geschätzt.  Die Umgänglichkeit und ein guter Charakter sind für den Nebenerwerbsbetrieb, wo viele verschiedene Personen die Stallarbeit erledigen, auch sehr bedeutend. 

Eigeninitiative in der Vermarktung der Stierkälber
Bis 2018 war der Betrieb auf die Kälbermast spezialisiert, daher wurde beim Zubau auch eine großzügige Tiefstreubox mit Tränkeautomaten für etwa 30 Kälber errichtet. Die Vollmilchmastkälber wurden direkt vermarktet, aufgrund des großen Aufwandes wurde dieser Produktionszweig aufgegeben. Seither wird die Milch an die Pinzgau Milch geliefert. Um den großzügigen und komfortablen Kälberstall aber trotzdem gut nützen zu können und die Kälber regional zu vermarkten, hat Martin Zehentner nach einer Produktionsnische gesucht und produziert seither Ochsen-Fresser. 2019 und 2020 wurden jeweils 31 Ochsen-Fresser produziert. 

Im Herbst werden Stierkälber eigener Nachzucht behalten und bis zu einem Alter von circa vier Monaten aufgezogen. Die Enthornung und Kastration der Stierkälber erfolgt bis zur 6. Lebenswoche.  Im Frühjahr kauft Zehentner etwa 10 bis 15 reinrassige Pinzgauer Stierkälber zu und produziert Fresser. Familie Zehentner hat mit Familie Maislinger, Gastagwirt einen fixen Abnehmer und eine gut funktionierende Partnerschaft. Maislinger nimmt jährlich circa 24 Ochsen-Fresser. Die restlichen Ochsen-Fresser werden an Interessenten vermarktet, die Nachfrage nach Bio-Fressern ist gut.  

Produktionszweig genau betrachtet
Die Stierkälber, die für diesen Vermarktungsweg gedacht sind, werden wie die weiblichen Aufzuchtkälber gefüttert und gehalten. Sehr bedeutend ist, dass die Kälber von Beginn an Heu und Kraftfutter verfüttert bekommen. Martin Zehentner hat die Produktionsfaktoren für die Ochsen-Fresser-Aufzucht dieses Jahr im Frühjahr genau erhoben - die getrunkene Milchmenge wurde für jedes Kalb beim Tränkeautomaten erfasst, Kraftfutter-, Heu- und Silagemenge sowie die Einstreumenge wurden für die 15 Kälber separat erhoben. Die 15 Kälber wurden mit einem durchschnittlichen Alter von 26 Tagen und einem Lebendgewicht von 68 Kilogramm zugekauft. 436 Kilogramm Milch, 101 Kilogramm Kraftfutter (davon 4 kg Kälbermüsli zu Beginn der Aufzucht und 97 kg Kraftfutter Alpenkorn 18), 70 kg Heu, 30 kg Mischfutter (in Trockenmasse) sowie 190 Kilogramm Einstreu wurden pro Kalb aufgewendet. Beim Verkauf hatten die Fresser durchschnittlich 180 Kilogramm Lebendgewicht. Der zusätzliche Produktionszweig ist für den Bichlbauer wirtschaftlich interessant und bietet die Möglichkeit der regionalen Vermarktung.

Marlene Berger

Zurück
Schönes Hofensemble beim Bichlbauer.
Schönes Hofensemble beim Bichlbauer.
Martin Zehentner mit Lebensgefährtin Katharina sowie Eltern Rupert und Katharina.
Martin Zehentner mit Lebensgefährtin Katharina sowie Eltern Rupert und Katharina.
Ein Teil der Herde verbringt den Sommer auf der Schellenbergalm auf der Mittersiller Sonnseite.
Ein Teil der Herde verbringt den Sommer auf der Schellenbergalm auf der Mittersiller Sonnseite.
Die Kühe werden mit einer Mischration aus Grassilage, Heu und Maissilage gefüttert.
Die Kühe werden mit einer Mischration aus Grassilage und Heu gefüttert.
Die Töchter von RINGER II überzeugen mit zufriedenstellenden Einsatzleistungen.
Die Töchter von RINGER II überzeugen mit zufriedenstellenden Einsatzleistungen.
Ansprechende Euteranlage einer RINGER II-Tochter.
Ansprechende Euteranlage einer RINGER II-Tochter.
Hohen Komfort für die Kälber bietet die Tiefstreubox in der zugebauten Halle.
Hohen Komfort für die Kälber bietet die Tiefstreubox in der zugebauten Halle.